Die Multisensorik ist ein wesentlicher Bestandteil des Neuromarketing und wird häufig auch unter dem Begriff “Multisensory Enhancement” dargestellt. Die fünf Sinne werden vom Gehirn aus gesteuert und beeinflussen somit Wahrnehmung und Speicherung von informellen Reizen.
Unter Multisensorik werden die fünf Sinne des Menschen — sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen/tasten — zusammengefasst.
Beispiele von impliziten Sinneswahrnehmungen
sehen
- Eine Kerzenflamme kann in einer klaren Nacht, noch in bis zu 50 Kilometer Entfernung wahrgenommen werden.
hören
- Das ticken einer Uhr kann bei vollkommener Stille noch in ca. 6 Meter Entfernung wahrgenommen werden.
schmecken
- Der Zuckergeschmack kann auch bei einer Verdünnung von einem Teelöffel Zucker auf 7,6 Liter Wasser wahrgenommen werden.
riechen
- Ein Tropfen Parfüm, verteilt auf die Fläche einer gewöhnlichen Dreizimmerwohnung kann vom Menschen wahrgenommen werden.
fühlen/tasten
- Ein Bienenflügel, welcher aus einem Zentimeter Entfernung auf die Hautoberfläche einer Wange fällt, kann wahrgenommen werden.
Diese Beispiele verdeutlichen die Empfindlichkeit menschlicher Sinne. Auf dieser Basis lässt sich ein Transfer zur Werbewirkungsforschung herstellen. Es ist also wichtig, bei der inhaltlichen Gestaltung individueller Werbemaßnahmen, den Fokus auf die multisensorische Gestaltung zu richten. Denn eine gezielte Ansprache mehrerer Sinne durch Werbung, Marketing und PR, erhöht den nachhaltigen Werbeerfolg um ein Vielfaches.
Beispiel “Multisensory Enhancement” — Abercrombie & Fitch

An diesem Beispiel zeigt sich die umfassende Multisensorik der A&F Öffentlichkeitsarbeit. Die Models sind nett anzusehen und dürfen fotografiert werden [→SEHEN].
Anfassen erlaubt [→FÜHLEN/TASTEN].
Ist die Kundschaft erst einmal im Laden, nimmt sie bereits das nächste multisensorische Gestaltungsmittel wahr, den typischen A&F‑Duft — transportiert und verteilt über ein eigens dafür installiertes Beduftungssystem [→RIECHEN].
Moderne, laute Club-Sounds, zielgruppenorientiert an jungen Hipsters, denn das Shopping Erlebnis soll schließlich eine Party sein [→HÖREN].
Aber Vorsicht!
Die permanente, penetrante Reizung der menschlichen Sinne kann auch kontraproduktiv wirken. Werden die Sinne überbeansprucht, kann eine “Sättigung” eintreten. Die Folge ist eine unbewusste Abneigung gegen eine Marke, ein Unternehmen oder eine Dienstleistung.
Beispiel Neuausrichtung — Abercrombie & Fitch
Bei Abercrombie & Fitch passierte genau das, was sich längst abgezeichnet hatte — die Kunden blieben aus.
Nach einer radikalen Phase des Imagewandels, wurde im Februar 2017 ein vollständig überarbeiteter A&F Store in Ohio [USA] eröffnet.
- offene und kleine Räume verleihen Boutique-Charakter
- Warenpräsentation übersichtlich, reduziert und geordnet
- Der intensive A&F Männerduft wird durch ein leichteres und geschlechtsneutrales Parfüm ersetzt.
- Musik ist deutlich leiser zu hören
- Durchtrainierte Männer-Models gehören der Vergangenheit an

Fazit
Multisensorisches Marketing ist ein wichtiges Segment des Neuromarketing und unverzichtbar bei der Implementierung von Werbung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. So bleiben beispielsweise Marken besser im Gedächtnis der Zielgruppe haften, wenn der Kontakt über diverse Sinne zugleich stattfindet. Das Steuersystem der fünf Sinne befindet sich im Gehirn. Dort entscheidet sich ob eine Werbung beim Rezipienten wirkt oder in den unendlichen Tiefen des Unterbewusstsein verschwindet.
Quellen:
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Gerrig, R.; Zimbardo, P. (2008). Psychologie (18. Auflage)
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